»Fotografie - Dokument oder digitalisiertes Vergessen«

26.02. – 20.03.2011

im Kunstgebäude Schlosshof Bodenburg

Einladung als PDF

Abbildung Wolf Vostell Das Flugzeug ist das Ei in der Hand des Himmels

Die Photographie ist eine wunderbare Entdeckung, eine Wissenschaft, welche die größten Geister angezogen, eine Kunst, welche die klügsten Denker angeregt – und doch von jedem Dummkopf betrieben werden kann“ Nadar, 1856

Liest man dieses Zitat, so könnte man annehmen, dass Nadar vor gut 150 Jahren (da war die Fotografie mit der Aufnahme von Nicéphore Nièpce von 1826 gerade 30 Jahre alt) bereits die Zeit des digitalen Fotografierens meint. Allerdings war damals der Realisierungsvorgang dieser so „simplen Entdeckung“ ein weitaus umständlicherer als der heutige, bei dem sogar das „Ergebnis“ sofort kontrollierbar ist – ganz im Gegensatz zu damals. Man stelle sich nur vor, wie umständlich es für den Fotographen – dem Maler mit Licht – war, wenn er mit seiner schweren Holzkiste, den Glasplatten etc. in freier Wildbahn seinem Motiv nachstellte. Heute findet die „Lichtmalerei“ in einem millimeterdünnen Plastikgehäuse statt und das „Bild“ kann in Sekundenschnelle den Erdball umrunden und von jedem ihrer Winkel aus gesehen, gespeichert, verändert oder auch gelöscht werden, ohne dass es wirklich verschwindet. – Scheinbar, jedenfalls, denn trotz der unvorstellbaren Menge an digitalen Fotos, die in diesem Moment durch Knopfdruck erzeugt werden, wird fast nichts von ihnen übrig bleiben – und das hat zwei wichtige Gründe. Sie werden durch den immer rascher werdenden Wechsel der Speicher- und Lesegeräte immer schneller unlesbar – das ist ein technischer Grund und der inhaltliche: Die Belanglosigkeit der „geknipsten“ Bilder ist so groß, dass nur der „Knipser“ selbst an dem Ergebnis interessiert ist, und das auch nur im Moment des „Knipsens“, den schon mit dem nächsten „Knips“ schwindet das Interesse an dem vorangegangenen, und somit ist der Prozess des Vergessens eingeleitet.

Der Kunstverein Bad Salzdetfurth möchte mit dieser Ausstellung zeigen, wie Künstlerinnen und Künstler diesen Prozess zumindest verlangsamen helfen, gleichwohl aber ahnen, dass sie ihn nicht aufhalten können.

Hans-Werner Kalkmann
1. Vorsitzender

 

Ausgestellte Werke

von: Evgen Bavčar, Derek Michael Besant, Ulrike Bolenz, Gianfredo Camesi, Costantino Ciervo, Klaus Dierßen, Iza Genzken, Hans-Oiseau, Heinrich Heidersberger, Hiroko Inue, Kirsten Klöckner, Herlinde Koelbl, Vincent Kohler, Marion Lidolt, Natacha Lesueur, Nuria Membrado, Chantal Michel, Laura Ribero, Gerlinde Salentin, Judith Samen, Rudolf Schwarzkogler, Annegret Soltau, Brigitte Tast, Ingolf Timpner, Inge Thumm, Timm Ulrichs, Wolf Vostell, Klaus Wefringhaus u.a.